Montag, 22. Dezember 2014

Weihnachtsgruß


Zum Ausklang des Gedenk- und Verantwortungsjahres 2014, das uns
100 Jahre nach 1914 abermals in eine "Zeit der Prüfung" unserer Seelen
hineingeführt hat, möchte ich allen diesen Gedanken Rudolf Steiners
für die heilige Zeit zwischen den Jahren ans Herz legen.

Frohe Weihnachten!  



Donnerstag, 27. November 2014

splitter no.1

Vom respektvollen Umgang mit Russland
oder: Was ist das eigentlich Ignorierte



Welchen der Steine du hebst –
du entblößt,
die des Schutzes der Steine bedürfen:
nackt,
erneuern sie nun die Verflechtung.

Welchen der Bäume du fällst –
du zimmerst
die Bettstatt, darauf
die Seelen sich abermals stauen,
als schütterte nicht
auch dieser
Äon.

Welches der Worte du sprichst –
du dankst
dem Verderben.




Passfoto des 18-jährigen Paul Celan
Dieses Gedicht Paul Celans, das 1955 in dem Gedichtband “Von Schwelle zu Schwelle” erschienen ist, kam mir beim wiederholten Besinnen dessen in den Sinn, was sich an Debatten und Wortmeldungen zu "Putin" und dem "Westen", speziell der Frage eines adäquaten Verhältnisses und Umgehens mit Russland derzeit alles regt – der Inhalt ist austauschbar.

Von Schwelle zu Schwelle – die Ohnmacht in den obigen Zeilen Celans führt an sie heran. Was kann getan werden, ohne dem Verderben zu danken?

"Wir müssen mit Russland per sie sein", "Ohne Russland gibt es keine Stabilität", hören wir von unverdächtiger Seite.

Doch: Ob diese Sätze Wahrheit sprechen oder der Lüge dienen, hängt von anderem als der Worthülse ab. Welcher Begriff von "Russland" ist im Spiel? Von "Stabilität"? Von...?

Wenn wir schon immerzu von "Mainstream-Medien" hören, die unausgewogen berichten, die "die andere Seite ignorieren", dann sollten wir fragen, was das dort eigentlich Ignorierte ist, das, wodurch die eigentliche "Ausgewogenheit" ins Spiel kommt?

Montag, 6. Oktober 2014

Denken als okkulte Kraft – statt Hellsehen

Der folgende Aufsatz ist ein Beitrag von Roland Tüscher in der Nr. 17/2014 der anthroposophischen Mitglieder-Korrespondenz "Ein Nachrichtenenblatt" der Initiative Entwicklungsrichtung Anthroposophie. Er erscheint hier als Gastbeitrag, da sein Inhalt Wesentliches, was auch zum geisteswissenschaftlichen Selbstverständnis dieses Blogs gehört, in pointierter Weise zur Sprache bringt.

***

„Unsere Aufgabe besteht heute darin, das Okkulte im Manas, im reinsten Element des Gedankens zu erfassen. Das Erfassen des Spirituellen in diesem feinsten Destillat des Gehirns ist die eigentliche Mission unserer Zeit. Diesen Gedanken so kraftvoll zu machen, dass er etwas von okkulter Kraft hat, das ist die uns gestellte Aufgabe, um unseren Platz für die Zukunft ausfüllen zu können.“[1]
Rudolf Steiner


Kopf der Mitglieder-Zietischrift "Ein Nachrichtenblatt"
1909 hält Rudolf Steiner einen Rückblick auf die ersten sieben Jahre Erarbeitung von Anthroposophie und fragt: „Welches ist die richtige Art, in der sich der Anthroposoph zur Geisteswissenschaft selber stellen kann?“[2] In einer relativistisch gewordenen Auffassung von Anthroposophie, wie sie sich heute ausbreitet, würde eine solche Fragestellung aus dem Munde jedes andern Anthroposophen wie eine Provokation klingen. Wer nimmt sich heraus, über die “richtige“ Art der Stellung zur Anthroposophie zu entscheiden? Das kann doch im Sinne “freilassender Offenheit“ nur jeder für sich selber tun?

Samstag, 14. Juni 2014

Friedensidee Europa?

In der aktuellen Ausgabe der österreichischen Zeitschrift "Wegweiser Anthroposophie" erscheint folgender Aufsatz. Besonders freut es mich, dass so auch auf den 15. Geburtstag der Initiativ Gesellschaft EuroVision hingewiesen werden konnte.

Der Aufsatz im "Wegweiser Anthroposophie" mit dem Logo der
IG-EuroVision auf einer an Board der Bodensee-Fähre "Euregia" gehissten
Fahne, anlässlich der Gründung am 24. Juli 1999: Im Sternenkranz
der Gemeinschaft der dreigliedrige Mensch mit seinem Ich

Freitag, 13. Juni 2014

Dreigliederung und Gewaltenteilung

Auf meinem nicht explizit anthroposophischen Blog, "zapata33.com - die zukunft der revolution" habe ich einen Text veröffentlicht, der in aktualisierter Weise versucht, die Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus kompakt für eine allgemeine Öffentlichkeit darzustellen.

Ausgangspunkt war eine Anfrage, zum Thema "Neue Gewaltenteilung" Stellung zu nehmen. Da dieser Aspekt in der Achberger Dreigliederungforschung in Gestalt einer ausdifferenzierten Souveränitätenlehre figuriert, war es naheliegend, die aktuellen sozialen Gestaltungsaufgaben unter dieser Perspektive zu beschreiben. 


Samstag, 15. März 2014

Blicke auf die Ukraine

Wie alle Zeitgenossen hat auch mich in den letzten Wochen das Schicksal der Ukraine beschäftigt. Ich möchte aus dem, was mich dabei befasste, drei "Splitter" mitteilen: Einen kurzer Text, den ich schon vor eineinhalb Wochen geschrieben habe, eine besondere Fügung, auf die mich ein Freund gestern aufmerksam gemacht hat und eine persönlich-überpersönliche Gegebenheit. Ich beginne mit dem kurzen Text, der entstanden ist, als ich mich eines Zitates von Rudolf Steiner erinnert habe.

In ideenlosen Zeiten ...



Picasso, 1949

War, was in der Ukraine geschehen ist, ein Putsch gegen einen demokratisch gewählten Präsidenten oder eine Revolution – ein „Kiewer Frühling“ – gegen einen Diktator? Hat die EU der Ukraine bloß einen Platz in ihrer friedlichen Völkerfamilie angeboten? Russland hingegen das Interesse, seine globale Größe in einem eigenen eurasischen Machtblock zu befestigen und ist dann das Vorgehen des Westen, der USA nicht doch darauf gerichtet, die Region zu destabilisieren, um solches zu verhindern? – Sind es die selben Strategien, die schon vor 100 und mehr Jahren betrieben wurden, um Russland zu schwächen, indem man die angrenzenden Regionen von der „russländischen“* Einflusssphäre abtrennt? Oder wird, gepaart mit politischer „Nullität“, aus kollektiven Gewohnheiten gehandelt und war es für die Akteure nicht vorhersehbar, dass die Annäherung der EU an die Ukraine Gespenster wecken würde und ein solches Vorhaben eine Sprengkraft enthielte, die sich jetzt auch entladen hat? Und wird das nicht alles in Kauf genommen, um letzlich wirtschaftlichen Einfluss auf den Energiemärkten zu sichern?

Samstag, 22. Februar 2014

Individualisierung und globale Solidarität

Unsere menschheitliche Verantwortung im
Spannungsfeld von "Individualisierung und
globaler Solidarität" – Kartenentwurf 2004
Unter dem Title "Individualisierung und globale Solidarität" findet vom 13. bis zum 21. April 2014 die Ostertagung des Internationalen Kulturzentrums Achberg statt.

Gefragt wird nach den geschichtlichen Herausforderungen im Spannungsfeld antisozialer Entwicklungs-Kräfte im Menschen und umfassender wirtschaftlicher Globalisierung der Welt sowie nach den sich daraus ergebenden Erkenntnis- und Sozialgestaltungsaufgaben von 2014-2018/19 und im ganzen ersten Drittel des 21. Jahrhunderts?

Weitere Informationen und Anmeldung auf der Webseite des Internationalen Kulturzentrums.

Die Tagung im im "Gedenk- und Verantwortungsjahr 2014" schließt mit der Zeitenkonstellation "100 Jahre Erster Weltkrieg" auch unmittelbar an die INKA-Weihnachtstagung an, über die ››› hier  ein erster Bericht erschienen ist.

Donnerstag, 30. Januar 2014

100 Jahre nach dem 1. Weltkrieg: Europa im Zeitstau?

In den letzten beiden Tagen ist auf Anfrage der Wochenschrift "Das Goetheanum" ein kleiner Bericht zu unserer zurückliegenden Weihnachtstagung in Achberg entstanden. Wann er erscheinen wird, ist noch ungewiss.*) Für die Leser von "Gangandi Greidi" will ich den Text hier schon zur Verfügung stellen:

Allgäuer Winterlandschaft zur
Weihnachtszeit 2013
Vom 27. Dezember bis zum 6. Januar fand im Internationalen Kulturzentrum Achberg die Tagung „Zukunftsperspektiven Europas im Ringen um seine Identität“ statt. Mehrmals im Jahr treffen sich dort Menschen, um aus dem „Dreigliederungs-Impuls“ heraus die Aufgaben im Zeitgeschehen in den Blick zu nehmen. Dabei geht es sowohl um geisteswissenschaftliche Vertiefung als auch um die Perspektiven konkreten Tuns in politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Projekten.

Aus dem in der „Zeit als Realität“ (Rudolf Steiner) relevanten „Jahrhundertabstand“ wurde bei dieser Tagung begonnen, die Bedeutung des Ersten Weltkrieges näher zu bearbeiten. Dabei ging es um konkrete historische Fragestellungen, für die auch Markus Osterrieder, dessen umfassende Studie „Welt im Umbruch“ im März im Verlag Freies Geistesleben erscheinen wird, mit einem Beitrag gewonnen werden konnte. Aber auch um das gegenwärtige Europa ging es; um ein Europa, das auch heute, 100 Jahre nachdem auf diesem Kontinent die damaligen Konstellationen in die Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts führten, um seine Identität ringt. Die vielen Parallelen, die dabei zu den Jahren um 1914 entdeckt werden können, beschäftigen mittlerweile auch Historiker und Journalisten, welche die Zusammenhänge freilich ohne die anthroposophische Dimension von Zeitgesetzmäßigkeiten im Walten der Geschichte betrachten.