Freitag, 20. September 2013

Ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001 – 3. Teil

Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys:

Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den 

11. September 2001

3. Teil

Fortsetzung des ››› 2. Teils

Die Heilung der Wunde aus der Quellkraft der Idee:

Die Entdeckung eines neuen baukünstlerischen Repräsentanten (Typus) für das Gestaltprinzip des sozialen Organismus in der gegenwärtigen Epoche


"Für eine Welt nach dem Maß des Menschen"
Der vitruvianische Mensch von
Leonardo da Vinci
Es muss sich der apokalyptische Blick, wenn sich diese Disziplin recht versteht, immer auch die Frage stellen, was aus dem Erkannten nun folgt. So auch im Falle von „Ground Zero“, wie die Wunde in Manhattan gleich dem Ort einer Atomexplosion genannt wurde – und auch die Zusammenhang mit der Geschichte der Kernkraft mit den Ereignissen des 11. September 2001 könnte noch näher ausgeführt werden, was jedoch an einer anderen Stelle geschehen muss. Hier stellt sich jetzt die Aufgabe der Heilung dieser Situation. Es muss die Frage gestellt werden, was aus dem in der Gesamtkonstellation von Zeit und Ort des Geschehens in all den Zusammenhängen, die wir betrachtet haben, als die Heilung der Wunde verlangt wäre. Und da können wir hinweisen auf das, was Wilfried Heidt dazu schon ins Gespräch gebracht hat und was er mit den Fähigkeiten einiger seiner Mitarbeiter in einem Architektur-Modell erfahrbar machen konnte, ein Modell, durch das ein neuer baukünstlerischer Typus, der dann den Namen Medianum bekommen hat, in Erscheinung getreten ist.


Die klaffende Wunde am Ground Zero
Es war diese neue Architektur aus unserer Projektarbeit zur Verfassung der EU bereits ein Jahr vor den Ereignissen in New York hervorgetreten und konnte dann in einer besonderen Erscheinungsform als Möglichkeit zur Heilung der Wunde in Manhattan erkannt werden: Es entstand das Konzept eines World Communication Centers, eines Ensembles, das sich zusammensetzt aus drei schlanken, hochragenden Türmen mit einem vierten verbindenden „Tower“ in der Mitte, dessen Abschluss oben die vier sich durchdringenden Medianum-Kuppeln bilden, die baukünstlerische Verkörperung des sozialen Organismus auf der heutigen Stufe seiner Entwicklung; eine baugeschichtlich originäre, zuvor noch nie versuchte Konzpetion, dergestalt mit dem Element der Kuppel zu verfahren.

Montag, 16. September 2013

Ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001 – 2. Teil


Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys:

Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den 

11. September 2001

2. Teil


Fortsetzung des ››› 1. Teils


Ortsgeschichte Manhattans und Gestaltungsmotive an der Architektur der Twin-Tower


Der dreigliedrige Bau der Twin Tower – Foto: Aaron Logan
Indem Beuys diesem Ort der Weltwirtschaft, wie er durch die Zwillingstürme des World Trade Centers repräsentiert war, die Namen dieses speziellen Brüderpaares hinzufügt, also den jeweiligen Baukörper von unten bis oben mit diesen beiden Namen markiert, ist objektiv gesagt: Die Weltwirtschaft soll in Zukunft dem Geist von Cosmos und Damian folgen, auch wenn sich mit der äußeren Architektur der Wolkenkratzer und ihrer triumphalischen Geste der entgegengesetzte Geist durchgesetzt zu haben schien, der Geist der Macht und des Geldes. Aber ist das wirklich so? Was zeigt sich, wenn man andere Elemente der Formensprache der Türme, von denen weniger als eine Ruine übrig blieb, einmal genauer betrachtet?


Zwischen den rippenartigen Strängen
entsteht die Form gotischer Spitzbögen
Dann sieht man, wie die Türme insgesamt in drei Abschnitte gegliedert waren. Also die Sache optisch eine Dreigliederung zeigt. Man hatte unten eine hohe Eingangshalle, oben zwei Ebenen, wo man die Lifte wechseln konnte, die sogenannten „sky lounges“ und ganz oben jeweils eine Aussichtsterrasse. So gliederten sich die Zwillingstürme horizontal dreifach. Aber auch bei der Fassadengestaltung spielte die „Drei“ eine wichtige Rolle, indem nämlich die rippenartigen Stränge, die von unten bis oben die Wolkenkratzer überzogen, immer in Bündeln zu je drei zusammengefasst waren. Diese Dreier-Bündel laufen auf der Ebene der Eingangshalle so auseinander, dass dazwischen die Form von gotischen Spitzbögen entsteht. Möglicherweise hat der Architekt, der Japaner Yamasaki, damit ein Motiv aus der Nachbarschaft des WTC aufgegriffen, wo es durch die nahestehende „Trinity Church“ in Erscheinung tritt. So kann man ja vielleicht sehen, wie Joseph Beuys hier schon durch diese Türme selbst aufmerksam wurde, einfach dadurch, dass es Brüder sind, Zwillinge und auch dadurch, dass sie selbst schon einiges zum Ausdruck bringen in der Formensprache – und ein Künstler achtet ja besonders auf die Formensprache – was da schon hinausweist über das, was da zunächst eigentlich zum Ausdruck gebracht werden wollte in den Intentionen, die aus den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen herrühren.

Freitag, 13. September 2013

Ein apokalyptischer Blick auf den 11. September 2001 – 1. Teil

Vorbemerkung: 


Der folgende Beitrag entstand im Juli 2006 im Anschluss an einen Vortrag, den ich im Rahmen eines Tagungswochenendes des Internationalen Kulturzentrums Achberg hielt, zu welchem anlässlich des 20. Todestag von Joseph Beuys (+ 23. Januar 1986) eingeladen wurde. Die Ausführungen sind eine überarbeitete Fassung dessen, was einleitend zur Arbeit am 22. Januar 2006 vorgetragen wurde und knüpfen auch an vorausgegangene gemeinsame Erkundungen an, wie wir sie in der kontinuierlichen Achberger Tagungsarbeit angestellt haben. Sie stellen so nur im geringeren Teil eigene Forschungsergebnisse dar. Mein Beitrag war hier mehr eine referierende Zusammenfassung dessen, was v.a. Wilfried Heidt – unmittelbar im Anschluss an die Ereignisse des 11. September 2001 und in Verbindung gebracht mit einer langjährigen Arbeit – dazu bereits ausgeführt hatte.

Als ich zum diesjährigen 11. September – 12. Jahre nach 2001 – auf einige Aspekte wieder aufmerksam wurde, habe ich mir den Text noch einmal vorgenommen und beschlossen, ihn etwas zu überarbeiten, um ihn hier zugänglich zu machen. Das soll nun in der Folge von drei Teilen geschehen.

Der Abstand von 12 Jahren mag unseren Blick vielleicht in einer besonderen Weise auf die damaligen Ereignisse lenken, ist es doch die selbe Zeitspanne, die damals vergangen war zu jenem anderen einschneidenden Ereignis, dem sog. „Fall der Mauer“ am 9. November 1989. Ein Ereignis, das, wie die folgenden Ausführungen zeigen wollen, eng mit dem 11. September zusammenhängt.

Aber auch liegt das in dem Vortrag in verschiedener Weise betrachtete Jahr 1973 nun die biblische Spanne von 40 Jahren zurück. So mag das Folgende auch ein Beitrag sein, dieses Jahr und die Taten, die dabei in den Blick genommen wurden, in ihrer Bedeutung für die Gegenwart zu besinnen.

Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys: 

Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den 

11. September 2001

1. Teil


Joseph Beuys, Cosmos und Damian, 1974
Ich werde heute versuchen, einen Zusammenhang darzustellen, der auf der Leinwand schon sozusagen sein Titelbild gefunden hat: eine Postkarte, die Joseph Beuys nach seinem ersten Besuch in New York 1974 geschaffen hat. Im Jahr zuvor, 1973, hatte ja das World Trade Center (WTC) in den beiden Türmen, die man auf der Postkarte sieht und die als die höchsten Gebäude New Yorks seit kurzem die Skyline der Stadt beherrschten, seinen Betrieb aufgenommen. Beuys schrieb auf diese Karte von unten nach oben auf jeden der Türme einen Namen: „Cosmos“ auf den einen und „Damian“ auf den andern. Als ob er der Welt sagen wollte: Die Botschaft, die mit diesen beiden Namen verbunden ist, soll das Wesen dessen benennen, was der Charakter der Weltwirtschaftin deren Dienst die beiden Türme, die Twin Towers ja standen – werden muss, wenn gut sein soll, was diese Weltwirtschaft in unserem Zeitalter für die Menschheit zu leisten hat. Was diese Botschaft ist, wollen wir zu ergründen versuchen.

Nicht nur diese Postkarte – sie war überhaupt nur wenigen Menschen bekannt –, sondern selbst das abgebildete Motiv, die beiden Türme des World Trade Centers, waren nicht so in aller Bewusstsein wie heute, nachdem die Weltöffentlichkeit durch den bekannten Terroranschlag vom 11. September 2001 mit ihnen konfrontiert wurde. Über den ganzen Globus hin konnte man mitverfolgen, wie zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme rasten und sie mit der Folge von tausenden Opfern zum Einsturz brachten.