Vorbemerkung:
Der folgende Beitrag entstand im Juli 2006 im Anschluss an einen Vortrag, den ich im Rahmen eines Tagungswochenendes des Internationalen Kulturzentrums Achberg hielt, zu welchem anlässlich des 20. Todestag von Joseph Beuys (+ 23. Januar 1986) eingeladen wurde. Die Ausführungen sind eine überarbeitete Fassung dessen, was einleitend zur Arbeit am 22. Januar 2006 vorgetragen wurde und knüpfen auch an vorausgegangene gemeinsame Erkundungen an, wie wir sie in der kontinuierlichen Achberger Tagungsarbeit angestellt haben. Sie stellen so nur im geringeren Teil eigene Forschungsergebnisse dar. Mein Beitrag war hier mehr eine referierende Zusammenfassung dessen, was v.a. Wilfried Heidt – unmittelbar im Anschluss an die Ereignisse des 11. September 2001 und in Verbindung gebracht mit einer langjährigen Arbeit – dazu bereits ausgeführt hatte.
Als ich zum diesjährigen 11. September – 12. Jahre nach 2001 – auf einige Aspekte wieder aufmerksam wurde, habe ich mir den Text noch einmal vorgenommen und beschlossen, ihn etwas zu überarbeiten, um ihn hier zugänglich zu machen. Das soll nun in der Folge von drei Teilen geschehen.
Der Abstand von 12 Jahren mag unseren Blick vielleicht in einer besonderen Weise auf die damaligen Ereignisse lenken, ist es doch die selbe Zeitspanne, die damals vergangen war zu jenem anderen einschneidenden Ereignis, dem sog. „Fall der Mauer“ am 9. November 1989. Ein Ereignis, das, wie die folgenden Ausführungen zeigen wollen, eng mit dem 11. September zusammenhängt.
Aber auch liegt das in dem Vortrag in verschiedener Weise betrachtete Jahr 1973 nun die biblische Spanne von 40 Jahren zurück. So mag das Folgende auch ein Beitrag sein, dieses Jahr und die Taten, die dabei in den Blick genommen wurden, in ihrer Bedeutung für die Gegenwart zu besinnen.
Zur Aktualität eines Werkes von Joseph Beuys:
Cosmos und Damian – ein apokalyptischer Blick auf den
11. September 2001
1. Teil
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Joseph Beuys, Cosmos und Damian, 1974 |
Ich werde heute versuchen, einen Zusammenhang darzustellen, der auf der Leinwand schon sozusagen sein Titelbild gefunden hat: eine Postkarte, die Joseph Beuys nach seinem ersten Besuch in New York 1974 geschaffen hat. Im Jahr zuvor, 1973, hatte ja das World Trade Center (WTC) in den beiden Türmen, die man auf der Postkarte sieht und die als die höchsten Gebäude New Yorks seit kurzem die Skyline der Stadt beherrschten, seinen Betrieb aufgenommen. Beuys schrieb auf diese Karte von unten nach oben auf jeden der Türme einen Namen: „Cosmos“ auf den einen und „Damian“
auf den andern. Als ob er der Welt sagen wollte: Die Botschaft, die mit diesen beiden Namen verbunden ist, soll das Wesen dessen benennen, was der Charakter der Weltwirtschaft
– in deren Dienst die beiden Türme, die Twin Towers ja standen – werden muss, wenn gut sein soll, was diese Weltwirtschaft in unserem Zeitalter für die Menschheit zu leisten hat. Was diese Botschaft ist, wollen wir zu ergründen versuchen.
Nicht nur diese Postkarte – sie war überhaupt nur wenigen Menschen bekannt –, sondern selbst das abgebildete Motiv, die beiden Türme des World Trade Centers, waren nicht so in aller Bewusstsein wie heute, nachdem die Weltöffentlichkeit durch den bekannten Terroranschlag vom 11. September 2001 mit ihnen konfrontiert wurde. Über den ganzen Globus hin konnte man mitverfolgen, wie zwei entführte Passagierflugzeuge in die Türme rasten und sie mit der Folge von tausenden Opfern zum Einsturz brachten.